PM Nr. 36/2022
Stuttgart, den 18.11.2022
Pilotabschluss ist kein Überflieger
Der CGM-Bundesvorsitzende Reiner Jahns begrüßt die Einigung im Tauziehen in der Metall- und Elektroindustrie. Alles in allem bewertet er den Pilotabschluss in Baden-Württemberg als einen akzeptablen Kompromiss. Zugleich stellt er aber klar, der große Wurf zur Entlastung der Arbeitnehmenden sieht für ihn anders aus.
Der Bundesvorsitzende der CGM Reiner Jahns bewertet das Ergebnis der Pilotvereinbarung vom 18. November 2022 in der Metall- und Elektroindustrie zurückhaltend. „Das Pilotergebnis ist ein guter Kompromiss, aber eben auch nicht mehr. Der große Befreiungsschlag für die Geldbeutel der Kollegen ist ausgeblieben. Wenn die Arbeitgeber von schmerzhaften Zugeständnissen sprechen, so mag das zwar stimmen. Aber dies trifft mindestens in demselben Ausmaß auch auf uns Arbeitnehmer zu.“
Gerade die lange Laufzeit sei ein Problem an dem Tarifwerk. „Ja, insgesamt ist es eine tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte um 8,5%. Jedoch auf das einzelne Jahr heruntergebrochen sind es nur 4,25%. Seit der letzten tabellenwirksamen Erhöhung 2018 ist schon viel Kaufkraft verloren gegangen. Gleichzeitig darf man nicht vergessen, laut aktuellen Prognosen ist über die gesamte Laufzeit von 24 Monaten eine Gesamtinflation von zwölf Prozent zu erwarten. Und man darf auch die ganzen acht Nullmonate am Anfang nicht vergessen. Tabellenwirksam wird erst ab Juni 2023 erhöht. Die ganze Zeit bis dahin muss mit der ersten Stufe der Inflationsprämie überbrückt werden.“, so der Bundesvorsitzende der CGM.
»Und man darf auch die ganzen acht Nullmonate am Anfang nicht vergessen. Tabellenwirksam wird erst ab Juni 2023 erhöht.«
Auf diese Inflationsprämie kann man sich aber nach dem CGM-Bundesvorsitzenden nicht verlassen. Denn zwar würden die 1.500 €, wenn man von dem Durchschnittslohn von 4.500 € im Jahr 2022 ausgeht, rund 2,8 % aufs Jahr gerechnet entsprechen. Jedoch sei damit nicht fest zu planen. „Die Aufteilung der Prämie in zwei Stufen ist noch vertretbar. Dass diese beiden Stufen selbst noch einmal in Tranchen unterteilt werden können und die Auszahlung in ein anderes Kalenderjahr verschoben werden kann, ist meines Erachtens nun wirklich nicht im Sinne der Arbeitnehmer. Von Planungssicherheit, welche die Unternehmen selbst für sich in Anspruch nehmen, ist hier nichts zu merken.“ Dass das tarifliche Zusatzgeld (T-ZUG B) zeitlich geschoben, gekürzt oder sogar ganz gestrichen werden kann, ist nach Meinung des Bundesvorsitzenden ebenfalls ein Unding.
»Von Planungssicherheit, welche die Unternehmen selbst für sich in Anspruch nehmen, ist hier nichts zu merken.«
Ein großes Fragezeichen macht der CGM-Bundesvorsitzende an das nun tariflich vereinbarte Verfahren zum schnellen Reagieren im Falle einer Energienotlage. „Es ist gut, dass sich bei den Verhandlungen gemeinsam darüber Gedanken gemacht wurde. Nur für eine Bewertung des Ergebnisses liegen zum jetzigen Zeitpunkt noch zu wenig Detailinformationen vor. Mal schauen, was da noch auf uns zukommt.“
„Alles in allem ist der ausgehandelte Pilottarifvertrag aus unserer Sicht akzeptabel. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Momentan ist angesichts der derzeitigen Welt- und Wirtschaftssituation wahrscheinlich nicht mehr auszuhandeln. Sich feiern lassen, kann man sich dafür aber sicherlich nicht.“, resümiert der Bundesvorsitzende der Christlichen Gewerkschaft Metall.