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Werte schützen strukturell gegen Mobbing

Aktiv gegen Mobbing – Alles beginnt mit Werten!

• Mobbing ist ein hartnäckiges Problem und betrifft alle Gesellschaftsbereiche. Fest vereinbarte Werte können bei der Eindämmung helfen.

• Sind im Leitbild klare Werte gegen das Mobbing ausformuliert, stehen Unternehmen durch sie in der Pflicht, der Ausbreitung von Konflikten klare Grenzen zu setzen.

• Mitarbeitende und Führungskräfte erhalten so Rückendeckung und Handlungsanweisung. Die Null-Toleranz-Haltung gegenüber Mobbing ist dann ganz klar kommuniziert.

Mobbing ist ein hartnäckiges Phänomen, das alle Gesellschaftsbereiche betrifft. Es macht somit auch vor Unternehmen nicht halt. Mobbing ist ein „kalter“ Konflikt und hat zwei Dimensionen, die desaströs für Mitarbeitende und Unternehmen zusammenspielen. Ein Lösungsweg kann darin bestehen, den Konflikt von seiner wechselseitigen Bedingtheit im menschlichen und organisatorischen Bereich zu betrachten und zu bearbeiten. Hierbei spielen Werte und ethische Normen eine große Rolle. Durch sie stehen Unternehmen in der Pflicht, der Ausbreitung von Konflikten klare Grenzen zu setzen.

Mobbing ist ein altes Problem, organisatorisch gibt es nun einen neueren Ansatz von Dieter Flader. Er lehrt als Kommunikationsanalytiker am Berliner Institut für angewandte Humanwissenschaften. Sein tiefenpsychologischer Ansatz zielt darauf hin, die Konfliktfestigkeit der Unternehmen bei Mobbing zu verbessern. Flader rät dazu, Werte, die sich auf narzisstische Bedürfnisse der Mitarbeitenden beziehen, explizit in das Leitbild der Unternehmen aufzunehmen.

Werte und Leitbilder

Es sind Werte wie Sicherheit, Geborgenheit, Fürsorge und Gemeinschaftsgefühl, die strukturell schützen können. Oft sind sie im gesellschaftlichen Konsens eine Selbstverständlichkeit im täglichen Miteinander. Jedoch müssen nach Flader diese sozialen Selbstverständlichkeiten auch in den Leitbildern abgebildet werden.

Das Leitbild und die Vision gehören zum normativen Management, der höchsten Ebene des Managementprozesses. Hier werden die grundlegenden und verbindlichen Vorgaben festgelegt. Hier findet die Bestimmung statt, wie das Unternehmen einerseits nach außen und andererseits im Innenverhältnis zu den Mitarbeitenden zu agieren hat.

Was beschreibt ein Unternehmensleitbild in der Regel?

  1. Vision
  2. Generelle Strategie
  3. Grundlegende Werte
  4. Mitarbeiter in ihrer Bedeutung und ihrer Identifikation
  5. Potenzial des Unternehmens
  6. Rahmenbedingungen

In der Praxis dient das Leitbild den Unternehmen als Leitfaden, der für das Unternehmen alles Wichtige enthält. Flader packt so das Problem ganz oben an, damit es unten bewältigt werden kann.

Mangelhafte Leitbilder

Schaut man sich die Leitbilder der Unternehmen an, fehlen sehr oft Werte wie Sicherheit, Geborgenheit, Fürsorge und Gemeinschaftsgefühl. Diese Werte werden den narzisstischen Bedürfnissen der Menschen zugeordnet, deren Erfüllung einen entscheidenden Einfluss auf unser seelisches, körperliches und letztendlich auch geistiges Wohlbefinden von Geburt bis zum Lebensende hat. Es sind somit grundlegende Werte, die das Wohlergehen jedes Mitarbeitenden im Unternehmen zum Ziel haben.

Auch wenn diese grundlegenden Werte im Leitbild nicht aufgegriffen werden, sehen Unternehmen sie andererseits als selbstverständlich an. Zugleich ist mit dieser Selbstverständlichkeit auch eine unausgesprochene Erwartung verbunden. Die Erwartung, dass diese selbstverständlichen Werte auch im Unternehmen umgesetzt werden.

Doch so einfach wie man sich das vorstellt, funktioniert es in der Praxis nicht. Denn Werte, die nicht explizit im Leitbild zur Verfügung gestellt werden, entziehen sich den zentralen Funktionen des Leitbilds. In der Folge leitet das Unternehmen keine passenden Handlungsnormen und normierten Wertvorstellungen ab.

Eine Frage bleibt dann unbeantwortet: Wie wollen die Unternehmen ihren Umgang mit den narzisstischen Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden über ihr Wertesystem möglichst stimmig über alle Instanzen hinweg koordinieren? Der Rahmen für das Wohlbefinden und die Sicherheit der Mitarbeitenden bildet sich nicht hinreichend konfliktfest aus.

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Das Leitbild stellt ein zentrales Managementinstrument mit wichtigen Funktionen bereit

  • Integrationsfunktion – Mitarbeitende identifizieren sich mit dem Unternehmen und dessen Leitbild
  • Entscheidungsfunktion – Über das Leitbild werden Handlungsnormen abgeleitet.
  • Orientierungsfunktion – Das Leitbild stellt normierte Wertvorstellungen zur Verfügung.
  • Koordinationsfunktion – Leitbild stellt die Basis für eine Übereinstimmung der Instanzen bereit, die es dem Unternehmen ermöglicht, sich stimmig über die Instanzen hinweg zu koordinieren.

Ein modernes Leitbild beinhaltet nicht nur den Zweck und die obersten Ziele des Unternehmens, sondern explizit auch Verhaltensgrundsätze wie Führungsgrundsätze, Compliance-Richtlinien und Corporate Governance.

Mangel an Werten begünstigt Grauzonen

Werden in Unternehmen mit einem mangelhaften Leitbild Führungskräfte mit Verletzungen und Konflikten wie beim Mobbing konfrontiert, kommt es zum Problem. Es fehlen die notwendigen Handlungsnormen. Führungskräfte sehen daher nicht, wie sie damit umzugehen haben und welchen Stellenwert das Unternehmen diesen Vorkommnissen grundsätzlich beimisst. Das verunsichert Führungskräfte und sie meiden die Probleme. Aber wo keine Führung ist, entstehen Grauzonen. Mobber suchen gezielt diese Grauzonen und nutzen sie hemmungslos aus!

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Mobber missachten Werte wie Sicherheit, Geborgenheit, Fürsorge und Gemeinschaftsgefühl. Sie blenden deren Selbstverständlichkeit bei ihren Opfern einfach aus. Auf diese Weise untergraben sie das Unternehmen in seiner strukturellen Konfliktfestigkeit. Nach Flader besteht das Ziel der Mobber nicht darin, ihr Opfer erziehen und zur Räson bringen zu wollen. Vielmehr beabsichtigen sie, dass ihr Opfer verschwindet. Dafür sind sie auch bereit seinen sozialen Tod in Kauf zu nehmen.

Die Schlüsselrolle von Leitbildern

Mobbing unterwandert tagtäglich selbstverständliche Werte wie Sicherheit, Geborgenheit, Fürsorge und Gemeinschaftsgefühl. Die Studien von Dieter Flader verdeutlichen, die Umsetzung von existenziellen Grundwerten muss beim Leitbild beginnen, wenn man Mobbing im Unternehmen strukturell bekämpft will.

Von dieser normativen Ebene des Unternehmens muss der Impuls ausgehen, dass Mobbing im Unternehmen nicht geduldet wird, und dass dem Mobbing zielgerichtet und strukturell entgegengewirkt werden muss. Daran können sich Mitarbeitende und Führungskräfte orientieren. Mit der Rückendeckung durch eine im Leitbild normierte Null-Toleranz-Haltung gegenüber Mobbing ist dann ganz klar kommuniziert: „Ihr müsst einschreiten, wenn Mobber aktiv werden!“

Susann Oerding Initiatorin und Mitgründerin des CGM-Frauennetzwerks

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